Unser Gedenkstein - Ein Stein gegen das Vergessen

Einer der letzten Steine aus der Ruine der Frauenkirche in Dresden wird fortan eine bedeutende Gedenkstätte für alle Ostpreußen, die in Sachsen ein neues zu Hause gefunden haben. Seit langem haben sich die Mitglieder der Landesgruppe und der Kreisgruppe einen Ort gewünscht, an dem sie an die Menschen in Stille gedenken können, die sie bei Flucht und Vertreibung 1945 und später verloren haben. Der Friedhof im Ortsteil Reichenbrand gab uns die Möglichkeit eine vorhandene Gedenkstätte in der Nähe einer Gedenkstätte für die Opfer des l. Weltkrieges mit zu nutzen. Herr Buck, Friedhofsmeister in Siegmar, unterstützte unser Anliegen.

Chemnitz gehörte 1945 zu den Städten in Deutschland , die wiederholt schwer angegriffen und bombardiert wurden. Am 2. März 1945 wurde der Ortsteil Siegmar-Schönau schwer angegriffen. Dabei trafen die Bomben auch einen Zug der mit Flüchtlingen besetzt war, die aus dem Osten kamen. Der sehr lange Eisenbahnzug mit den Flüchtlingen wurde besonders schwer getroffen. In den Aufzeichnungen der Stadt Chemnitz steht, "Die dicht besetzten Wagen wurden durch die Sprengwirkung der Bomben ineinander geschoben , zum Teil stürzten sie von dem Bahndamm und von der Eisenbahnbrücke auf die Straße herab. Aus dem Zug wurden 75 Tote und 250 Verletzte geborgen. Fast ein Drittel der ums Leben gekommenen Menschen waren Kinder im Alter bis 4 Jahre. Mütter, die mit ihren Kindern auf der Flucht waren , starben gemeinsam im Bombenhagel." An all das und vieles mehr soll uns dieser Gedenstein erinnern und mahnen. Der Künstler Reinhard P. Kilies erhielt von uns Ostpreußen den Auftrag, einen Stein für uns zu gestalten. Die Mitglieder unseres Vereins sammelten Spenden um dieses Vorhaben zu realisieren. Spontan sagte Herr Kilies, "Meine Mutter stammte aus Ostpreußen und ich werde euch einen Stein aus der Kuppel der Frauenkirche in Dresden geben." Der Vorstand unseres Vereins hat alle Arbeiten beim Herrn Kilies mit großen Interesse verfolgt. Am 11.05.2012 wird dieser Gedenkstein mit folgender Inschrift eingeweiht:" Aufbewahren für alle Zeit Unseren Opfern von Flucht und Vertreibung aus Ostpreußen - Chemnitz - Sachsen 75 Opfer des bombardierten Flüchtlingszuges in Siegmar vom 2. März 1945"

Als der verwendete Elbsandstein 1734 die Kuppel der Dresdner Frauenkirche zierte, war er bereits ein Symbol von Flucht und Vertreibung geworden. Die von Katholiken vertriebenen Salzburger Protestanten zogen auf ihrem Weg nach Ostpreußen, wo ihnen vom preußischen König eine neue Heimat angeboten war, durch Sachsen. Die für sie nach einem Aufruf von August dem Starken in Sachsens Kirchen gesammelten 28.000 Taler, wurden jedoch vom Sohn des verstorbenen Königs zweckentfremdet für die Fertigstellung der Frauenkirche “gespendet”. Als 1945 Millionen Flüchtlinge ihre Heimat verlassen mußten, wurde auch dieser Stein bei der Bombardierung Dresdens ein Kriegsopfer. Unter dem Motto “Brücken bauen – Versöhnung leben” wurde die Frauenkirche Dresden mit Spenden wiederaufgebaut. Als die Salzburger Ostpreußen, zum zweiten Mal Opfer von Vertreibung, gefragt wurden, warum sie so viel für den Wiederaufbau gespendet haben, antworteten sie“Die Kuppel gehört doch uns”.

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Als einziger Künstler erhielt Reinhard P.Kilies vom Baudirektor der Stiftung Frauenkirche Eberhard Burger die Erlaubnis, sich beim Wiederaufbau ausgemusterte Steine für seine künstlerische Arbeit auszusuchen. Ausstellungen seiner Werke in Nürnberg, Dresden und Chemnitz warben für den Wiederaufbau der Frauenkirche. Zur Weihe der Frauenkirche fand eine große Ausstellung seiner Arbeiten in der Trinitatiskirchruine Dresden-Johannstadt, zerstört von angloamerikanischen Bomben am 13.Februar 1945, statt. Gröte Anerkennung seiner Arbeit war es unter den 1000 geladenen Gästen an der Weihe selbst teilnehmen zu dürfen. Mit seiner Arbeit rettete Kilies unzählige alte Frauenkirchensteine vor der Schutthalde, gab ihnen eine neue Aufgabe. In Deutschland, Polen, Österreich, der Schweiz, Italien, Frankreich, in England und den USA , in Kirchen, Krankenhäusern und Wohnungen, jeder von ihnen heute ein Denkmal gegen Krieg, Flucht und Vertreibung.

Kilies kam 1947 zur Welt. Aber von seiner Mutter erfuhr er, was Krieg bedeutet. Kriegswitwe, ausgebombt in Tilsit, ausgebombt im Bauernhof der Eltern in Tilsit-Stadtheide, mit zwei Kindern eine zweijährige Flucht von Ostpreußen bis nach Sachsen. Flucht der Familie im Pferdefuhrwerk übers zugefrorene Haff, Großeltern und Tante verschollen. Und trotzdem: die Schuldigen waren Deutsche.

Sein Hauptwerk, die “Franz–von–Assisi–Kapelle”, entsprechend den einst gesammelten 28.000 Talern errichtet aus 28 t Steinen der Frauenkirchenkuppel, soll ein Denkmal sein gegen Krieg, für den Schutz von Natur und Umwelt, für ein Zusammenleben aller Menschen, Völker und Religionen in Frieden und Gerechtigkeit. Dieser letzte Stein der Frauenkirchenruine, bezahlt vor ca. 280 Jahren von ostpreußischem Geld, zierte 210 Jahre die Kuppel, mahnte 50 Jahre im Trümmerberg und wird auch in den nächsten Jahrhunderten die Geschichte von Krieg, Flucht und Vertreibung aus Ostpreußen erzählen.

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