"Medizin im Wandel der Zeit

Vom ostpreußischen Landarzt zur modernen Medizin"

Das war das Thema der Veranstaltung am 08.06.2012. Alle Mitglieder freuten sich darauf, zwei besonders interessante Referenten zu hören.

Ein Mitglied unseres Vereins, Herr Lothar Hahn befasst sich seit Jahren mit der chinesischen Augenakupunktur.

Frau Dr. med. Langer, Fachärztin für Allgemeinmedizin / Akupunktur sprach über das "Alter und medizinischer Fortschritt".

Einige Mitglieder unseres Vereins können sich noch gut an die ärztliche Betreuung in Ostpreußen erinnern und andere erinnern sich an Erzählungen ihrer Eltern oder Großeltern. Ein Landarzt hatte ein sehr großes Gebiet zu betreuen. Er musste oft mehr als 20 km mit dem Pferdewagen fahren, bis er den Bauernhof oder das Gut erreichte, daher kam er sehr oft erst in der letzten Minute zu den Kranken. Krankenhäuser gab es nur in den größeren Städten. In vielen Orten gab es meist nur eine Hebamme, die auch bei Krankheiten zu Rat gezogen wurde. Die Gemeindeschwester kannte sich bestens mit Kräutern, Salben und anderen Hausmitteln aus. Hebamme und Gemeindeschwester fuhren täglich viele Kilometer mit dem Fahrrad von Patient zu Patient. Man musste halt so gut es geht sich selber helfen.

Ein interessantes Zeitbild gestaltete der Autor Artur Kittel in seinem Buch "37 Jahre in Preußisch-Litauen". So schreibt er über das Verhalten wohlhabender ostpreußischer Patienten: "Meinen ärztlichen Rat nahmen sie oft in Anspruch. Bei ernsten Erkrankungen fuhren sie zu zwei Professoren in Königsberg. Mit ihren Verordnungen suchten sie mich dann wieder auf und befolgten die von mir ausgewählten".

Nicht unerwähnt darf Emil Adolf von Behring in diesen Zeilen bleiben. Er war Bakteriologe und Serologe. Er war Träger des ersten Nobelpreises für Medizin. Auf Grund seiner Forschungsarbeiten zur Diphtherieerkrankung, an der nahezu jedes zweite Kind starb, und seine wissenschaftlichen Erfolge wurde er lange als "Retter der Kinder" bezeichnet.

Als erster Referent sprach Lothar Hahn. Schon als Kind hochgradig sehbehindert, ist er seit den 70er Jahren völlig erblindet. Mit großem Engagement setzt er sich heute mit seinem europaweiten Service für den Informationsdienst über chinesische Augenakupunktur für andere ein. Herr Hahn ging selbst nach Dänemark zur Augenakupunktur und sieht heute das gleißende Sonnenlicht. Seine Frau Erika, die ebenfalls an der Netzhauterkrankung leidet, unterstützt sein Tun. Schon seit Jahren ist Herr Hahn in der Interessengemeinschaft blinder Funkamateure Deutschlands. 2001 war er als Gastreferent an der Medizinischen Universität Lübeck geladen, wo er vor zahlreichen Augenärzten einen Vortrag hielt. Viele Augenpatienten haben in ihm einen vertrauensvollen Ansprechpartner.

Damit nicht alles zu wissenschaftlich wird hat unser Kulturkreis "Simon Dach" danach ein paar lustige Episoden über das "Krank-sein" damals vorgetragen. Nach dem gemeinsamen Singen wurde es wieder ernst.

Frau Dr. med. Danuta Langer hielt nun ihren Vertrag. Mit einem Beamer ausgerüstet, zeigte sie uns einige statistische Angaben und Bilder und sprach dazu viel Wissenswertes über das "Alter". Frau Dr. Langer zeigte uns die vielen Möglichkeiten der modernen Medizin auf. Sie informierte uns über Vorsorgeprogramme, Hilfsmittel, Orthopädietechnik und vieles mehr. Unsere Gesellschaft wird dank der fortschrittlichen Medizin immer älter, aber wir tun noch zu wenig um alle älteren Menschen am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen. Frau Dr. Langer sagte uns, wie wichtig solche Begegnungen von unserem Verein sind. Wir organisieren Kultur- ,Wander- und Frauengruppe, nicht zu vergessen die Spielenachmittage. Sie sagte "Jeder möchte alt werden, doch keiner möchte alt sein". Das Ziel der modernen Medizin ist. - gesundes und mit hoher Lebensqualität zu Altern .

Unser Mitglied Erna Felber sprach danach in ostpreußische Mundart noch zwei Beiträge. Nach dem gemeinsamen Singen verabschiedeten sich alle gegenseitig in die Sommerpause und wünschten gute Gesundheit bis zum Wiedersehen im September.

Hildegard Bartkowiak

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