Mundart

Die Veranstaltung begann mit dem Ostpreußenlied: "Land der dunklen Wälder", danach begrüßte die Vorsitzende alle Anwesenden und gab Informationen zum Gedenktag in Freiberg und zur nächsten Veranstaltung. Anschließend begann Frau Labuhn mit den Mitgliedern des Kulturkreis` ihren Vortrag, bereichert durch Lieder und Gedichte. Dabei wurden auch die Zuhörer einbezogen, indem sie ostpreußische Wörter übersetzen mussten. Vorgetragen wurde der Erlkönig in sächsischer Mundart, das Gedicht "Der Fischer" in missigsch von Dr. Alfred Lau. Gesungen wurde: "Land der Väter", "Anne Mämel, Anne Mämel" ostpreußisch von Charlotte Keyser und die "sächsische Loreley".

Die Sprache der Ostpreußen geht auf den baltischen Stamm der Indogermanen zurück.

Eingewanderte Salzburger, Flamen, Holländer und Franzosen brachten ihre eigenen Mundarten mit. Aus diesen verschiedenen Mundarten entwickelte sich die Sprache der Ostpreußen, die meist durch neue Wortbildungen der Eingewanderten ergänzt wurde.

In Königsberg sprach man Hochdeutsch, doch in den Küstenregionen, auf den Werften und in den ländlichen Gegenden sprachen die Arbeiter das gemütliche, breite ostpreußische Platt. Es gab Landarbeiter, die überhaupt kein Hochdeutsch sprachen.

Die bekanntesten Eigenheiten des ostpreußischen Platt:

Den Kindern gab man in Ostpreußen besonders hübsche Ausdrücke. Kleinkinder wurden betuddert (verwöhnt). Mit Marjellchen bezeichnete man ein dralles, druggliges Mädchen. Je nach Lust und Laune konnte das Marjellchen mit den Augen plinkern (blinzeln), manchmal auch glubschen. Falls der Marjell etwas nicht gefiel, zog sie eine Flunsch, griente und plinste (heulte) dazu.

Der Lorbaß ist ein ungezogener Junge bzw. ein kleiner Rumtreiber. Mit Bowke meinte man einen Straßenjungen, einen noch liebenswerten kleinen Spitzbuben, der Rabauke jedoch ist eine Steigerung und bezeichnet einen Flegel. Eine weitere Eigenart der ostpreußischen Mundart war die verkleinernde Silbe "che" und "chen", so sagte man: Schürzche, Tellerche, Löffelche, Schluckche, Tropfche.

Sagte aber jemand "nuscht" war das noch kein nein. Erst wenn es hieß: "nuscht nich" war nein gemeint.

Der Ostpreuße nahm es mit der Grammatik nicht so genau z. B. "Mammsall nimm dem Kodder und je auf dem Lucht, der Schmand ist ieberjeschwaddert". Das heißt: Mädchen nimm den Putzlappen und gehe auf den Boden, die Sahne ist übergelaufen. Die bekannteste ostpreußische Mundartdichterin ist Ruth Geede, sie wurde 1916 in Königsberg geboren. Hier ein Vers von ihr:

"De kleene Bank am Oawe
wär unser scheenster Platz,
da huckd wie ook tosamme,
wie du noch wärscht min Schatz.

Da huckd wi ook tosamme,
wi erst dat Hanske käm,
on so nach Fieroawend,
wie enne Mödd em nähm.

Da käm ook all de Grete,
on denn de Karlemann,
on wedder noah paar Jahrkes
käm ons kleen Lottke an".

Vortrag Ostpreußenkarte

Es war für uns Ostpreußen nicht leicht, die sächsischen Worte zu verstehen, doch den Sachsen ging es mit unserer Mundart auch nicht besser. Durch die tägliche Begegnung während der Arbeit, in der Schule und beim Einkaufen änderte sich das schnell. Dadurch verschwand aber nach und nach die ostpreußische Mundart aus unserem Sprachgebrauch.

Neben vielen eigenen Wortschöpfungen ist im sächsischen Dialekt meist nur die Aussprache anders.

Von Sachsen ist selten "ch" zu hören, denn der Sachse sagt meistens "sch". Die Endung "ig" wird häufig zu "sch", ein "t" wird zum "d" sowie "k" als "g" gesprochen.

Die bekannteste sächsische Mundartdichterin ist Lene Voigt. Mit 15 Jahren begann sie zu dichten. Unter der Naziherrschaft geriet sie in Misskredit und ihre Werke wurden vernichtet. Die Lene Voigt Gesellschaft pflegt und erhält das Erbe der Lene Voigt weiter. Hier ein Gedicht von Lene Voigt:

"Was Sachsen sin von echtem Schlaach, die sinn nich dod zu griechen.
Drifft die och Gummer Daach fier Daach, ihr froher Mut wärd siechen.
`Das gonnte noch viel Schlimmer gomm`, so feixen richt`che Sachsen.
Was andre forchtbar schwer genomm`, dem fiehln se sich gewachsen.
Un schwimm de letzten Felle fort, dann schwimm` se mit
und landen dort, wo die emal ans Ufer drei`m."

Vortrag Vortrag Vortrag

Mit dem Lied "Kein schöner Land" verabschiedeten wir uns voneinander. Wir danken den Mitarbeitern vom SMI, besonders Herrn Dr. Baumann für die gute Unterstützung.

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