Weihnachten und das Turmblasen in Königsberg

Turmblasen

Der beeidigte Türmer der Schlosskirche zu Königsberg war schon seit 1525 verpflichtet, am Vormittag 11.00 Uhr und am Abend 21.00Uhr vom Turm zu blasen und jedes Feuer zu melden. Mit der Zeit vergrößerten sich die Aufgaben des Türmers, der nach einer Verfügung aus dem Jahr 1626 die Aufgabe hatte, morgens um 4.00 Uhr das Tor “aufzublasen” und am Abend 21.00 Uhr das Tor “zuzublasen’. Gleichzeitig war er verpflichtet, Feuer zu melden oder hohen Besuch anzukündigen. Doch damit nicht genug, denn 1627 bekam er noch den Auftrag am Nachmittag 16.00 Uhr einen Choral zu blasen.

Im 17. Jahrhundert wurde Ostpreußen kurfürstlich – brandenburgisch. Das hatte die Entlassung der Hofmusiker aus Sparsamkeitsgründen zur Folge. Festbesoldete Stadtmusiker übernahmen seitdem das Turmblasen. So mussten zweimal am Tag fünf Bläser der Stadtkapelle 240 Stufen bis zum Rundgang des Turmes hinauf steigen. Oben angekommen, erklang am Vormittag 11.00 Uhr der Choral: “Ach bleib mit deiner Gnade” vom Turm der Schlosskirche je ein Vers in alle vier Himmelsrichtungen. Am Abend 21.00 Uhr erklang ebenfalls je ein Vers in alle vier Himmelsrichtungen der Choral: “Nun ruhen alle Wälder, Vieh, Menschen, Städt und Wälder”.

Seit 1840 blieb das Turmblasen mit zwei Chorälen dauerhaft erhalten. Zur Weihnachtszeit zogen außerdem Stadtmusiker in kleinen Gruppen durch Königsberg und spielten: “Vom Himmel hoch, da komm ich her”.

Diese gewachsene Tradition blieb über Jahrhunderte erhalten und überdauerte die russische Besatzung im siebenjährigen Krieg, auch die Zeit Napoleons, die Revolution 1848 und die Aufstände 1918.

Nach den Luftangriffen der Engländer 1944 brannte der Turm aus. Während der Eroberung durch die Rote Armee im April 1945 wurde das Schloss durch Artilleriefeuer schwer beschädigt und 1955 gesprengt. 1968 auf Befehl der sowjetischen Staatsführung unter Leonid Iljitsch Breschnew wurde die komplette Schlossruine beseitigt. Das Andenken an eine Königsberger Tradition konnte er dadurch aber nicht zerstören. Auch wir möchten sie in Erinnerung behalten, ist sie doch erfreulicher als die Erinnerung an die Schrecken von Krieg, Zerstörung und Vertreibung.

Der Kulturkreis “Simon Dach” erfreute mit Weihnachtsliedern und Gedichten. Besonders die Darbietungen der beiden Kinder fanden großen Gefallen. Alwin im Alter von sechs Jahren spielte am Keyboard das Lied: “Jingle Bells” und Godwin, neun Jahre, spielte ebenfalls am Keyboard die Weihnachtsfiguren “Weihnachtsengel”, “Weihnachtsmann” und “Schneeflocke”.

Die fleißigen Frauen vom Frauenzirkel hatten wieder viele praktische und mit ostpreußischen Mustern gestaltete Handarbeiten ausgestellt.

Viel zu schnell verging die Zeit der Erinnerung an Bräuche und Traditionen in Ostpreußen.

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