Der ostpreußische Dichter Ernst Wiechert

Zu unserem Tag der Heimat am 06. September 2013 konnten wir die Vorsitzende der internationalen Ernst Wiechert Gesellschaft, Frau Dr. Bärbel Beutner, gewinnen.

Frau Dr. Beutner wurde auf der Flucht am 27. Januar 1945 in Stolp/Pommern geboren. Dem Abitur an der Ursulinenschule in Werl 1964 folgte das Studium der Philologie mit den Fächern Deutsch, Latein und Philosophie an der Wilhelms-Universität in Münster. Nach dem 1. Staatsexamen im Jahr 1969 und dem Magisterexamen im Jahr 1970 folgten 1971 die Promotion und 1972 der Beginn Ihrer Lehrtätigkeit am Friedr.- Bährens-Gymnasium in Schwerte. Sie erfreute unsere Kreisgruppe mit einem interessanten Vortrag über Leben und Werk von Ernst Wiechert.

Der ostpreußische Dichter Ernst Wiechert wurde am 18. Mai 1887 als Sohn eines Försters in Kleinort im südlichen Ostpreußen geboren. Seine Kindheit verlebte er in Masurens Wäldern und wurde durch die ihn umgebende Natur geprägt. Seiner Schulzeit folgte der Besuch der Oberrealschule an der Burg in Königsberg mit der Reifeprüfung 1905. Danach Studium an der Albertus-Universität bis 1911. Nach dem 1. Staatsexamen wurde er Studienrat am Kngl. Hufengymnasium in Königsberg in den Fächern Deutsch und Naturwissenschaft. Nebenbei schrieb er bereits Romane, Erzählungen und Novellen. 1915 folgte der Militärdienst mit anschließendem Offizierslehrgang zu dem er abkommandiert wurde. Bei einem Fronteinsatz erlitt er Verwundungen durch Granatsplitter, die im Lazarett Charleville behandelt wurden. 1930 siedelte er von Königsberg nach Berlin um und wurde am Gymnasium als Studienrat angestellt. Aus gesundheitlichen Gründen ging er 1933 in den Ruhestand und ließ sich in Wolfratshausen nieder. Dort lebte und arbeitete er bis 1948 als Schriftsteller. Wie kein anderer blieb er seiner ostpreußischen Heimat treu und setzte ihr mit seinem Werk ein bleibendes Denkmal.

1937 wurde Ernst Wiechert von der Gestapo verhaftet und in München inhaftiert. Auf Befehl Joseph Göbbels wurde er ins KZ Buchenwald verschleppt. Zur Demütigung wurde er unter Bewachung nach Berlin ins Propagandaministerium geholt. Dort wurden ihm Publikationsmöglichkeiten angeboten, wenn seine Schriften unpolitisch blieben. Nach seiner Entlassung drohte ihm Göbbels mit den Worten: “Wir wissen, dass Ihr Einfluss auf die Jugend groß und gefährlich ist. Sollten Sie noch ein einziges Wort gegen unseren Staat sprechen oder schreiben, so werden Sie noch einmal ins KZ kommen und zwar auf Lebenszeit und mit dem Ziel Ihrer physischen Vernichtung” (zitiert aus: “Der Totenwald”).

Erst 1945 konnte das Buch erscheinen. Ernst Wiechert stiftete von dem Erlös drei Glocken für die Kirche St. Michael in Degerndorf.

Ernst Wiechert gehörte zu den meistgelesenen Autoren seiner Zeit. Seine Werke erreichten Millionenauflagen. Einige seiner Werke sind: "Die Majorin", "Das einfache Leben", "Die Jerominkinder", "Missa sine Nomine" und viele andere. Seine Werke haben einen starken Bezug zur ostpreußischen Landschaft bzw. zu ostpreußische Personen, was auch in seinen Märchen und Novellen zum Ausdruck kommt. Seine Werke, die unter der Gewaltherrschft der Nationalsozialisten noch ein Millionenpublikum erreichte, lesen heute nur noch diejenigen, denen Natur und Stille, Menschlichkeit und Liebe, die Zukunft der Jugend und die Wahrheit der Sprache Herzensan liegen geblieben sind. Dem ostpreußschen Dichter ist mit seinem 1945 veröffentlichen Roman “Der Totenwald” über seine Inhaftierung im KZ Buchenwald der erste literarische Versuch gelungen, die Zerstörung der Menschenwürde durch das nationalsozialistische System zu beschreiben.

Aufmerksam lauschten die Zuhörer dem Vortrag von Frau Dr. Beutner, der mit viel Beifall belohnt wurde. Auch der Kulturkreis “Simon Dach” trug mit seinen Liedern zur Erinnerung an unsere schöne Heimat bei. Mit dem Lied: Kein schöner Land.... beendeten wir unsere Veranstaltung. Nach dieser Veranstaltung trafen wir uns nochmals mit Frau Dr. Beutner und konnten noch viele Erinnerungen austauschen.

Dr. BeutnerErnst-Wiechert-Veranstaltung

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